montblanc starwalker

von Michel Mettler

 

Sie schicken ein SMS, schreiben eine Mail oder rufen an (und sprechen nach dem Pfeif-signal eine eilig hinimprovisierte Dankesformel auf das Band des Vielbeschäftigten). Wenn Sie nun aber finden, die Abendgesellschaft sei so aussergewöhnlich bereichernd gewesen, dass es angebracht wäre, dies den Gastgeber etwas nachdrücklicher wissen zu lassen, dann werden Sie Ihren Dank um jene dezente Note persönlicher gestalten wollen, die echte Wertschätzung verrät. In diesem Fall, so ist anzunehmen, bedienen Sie sich einer uralten Kulturtechnik, die man im Überschwang des Informationszeitalters bereits archaisch nennen mag: Sie nehmen ein Blatt Papier und ein Schreibwerkzeug zur Hand, setzen einen Brief auf, stecken ihn in einen Umschlag, versehen diesen mit einem Wertzeichen und bringen das Ganze zur Post. Sie leisten unerschwingliche Handarbeit, im Wissen darum, dass die Freundschaft eines der kostbarsten Güter ist, höher einzuschätzen als alle materiellen Segnungen dieser Welt.

Wir sind uns einig: Dieser Brief darf durchaus mit ein paar Tagen Verspätung eintreffen und Ihren Bekannten auf angenehm gemächliche Weise an jenes Ereignis erinnern, das sie miteinander teilten und das nun schon eine geraume Weile zurückliegt. Denn im Unterschied zu früheren Zeiten (die allerdings weniger als zwanzig Jahre her sind) stellt die handschriftliche Mitteilung heute etwas geradezu Luxuriöses dar. Ihre wenigen Zeilen dürften damit ein grösseres spezifisches Gewicht aufweisen als vieles, was den viel beschäftigten Empfänger an sonstigen Nachrichten erreicht. Gut möglich also, ja sehr wahrscheinlich sogar, dass er Ihren Brief als ebenso schmeichelhaftes Geschenk empfinden wird wie Sie vor ein paar Tagen seine Abendgesellschaft.

 In der Musik kommt dem langsam Gespielten vertiefte Bedeutung zu: Namentlich das Ritardando verleiht Nachdruck und Gewicht. Auch beim Austausch von Botschaften ist das eilig Gesandte und rasch Beantwortete mehr vom umgehenden Vergessen bedroht als die Nachricht, deren Verfasser sich Zeit nahm, seine Handschrift in die Waagschale zu legen, etwas Charakteristisches also, das gegen die Austauschbarkeit unserer täglichen Routinen antritt und damit einen Akzent setzt im Gleichmass der Tage. Nicht umsonst spricht man ja von der «gravitätischen Langsamkeit», mit der die grossen Dampfer in den Hafen einlaufen, von einer würdevoll gemessenen Bewegung also, vor der sich die fiebrige Hektik des Tages umso kleingeistiger ausnimmt.

 Das spezifische Gewicht von Geschriebenem, der Nachhall des Gesagten ist ein zentrales Moment auch der Literatur, und dies nicht nur in der lyrischen Disziplin, wo die Goldwaage der Empfindsamkeit feinste Wortgewichte balanciert: Auch der Erzähler kann sich gegen das oft schreiend bunte Glamorama aus Film, Funk und Fernsehen nur behaupten, wenn er mit Bedacht seine Gewichte setzt. Entscheidend hierbei ist nicht sein sprachliches Können allein, sondern ebenso sehr die Frage, wie viel Beobachtungsreichtum, Erfahrungsschatz und Wahrnehmungsfülle er in die Waagschale seines Textes legen kann.

Das handfertige Verfassen

der Gedanken beim Schreiben;

In seinem viel zitierten Aufsatz «Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden» schreibt Heinrich von Kleist, der grosse Schriftsteller zwischen Klassik und Romantik, von der Kunst, im Augenblick des Darüber-Sprechens sich eines Sachverhalts innezuwerden, von dem man zuvor glaubte, dass man ihn nicht verstehe. Dabei befasst sich Kleist mit der Geistesgegenwart, die in der Verhandlung eines Gegenstandes zwischen ebenbürtigen Partnern entsteht. Die Gesprächssituation, so Kleist, verhelfe einem zu der Gabe, sich selbst zu belehren, statt von denen unterrichtet zu werden, die nur ihr vorbestehendes Wissen weitergeben wollten. Unter solchem Tun versteht er ein Begreifen, das tiefer hinabführt zum wesenhaften Grund der Dinge als die blosse Aneignung von Wissen oder Erfahrung – weil sich dabei die Weltbetrachtung mit der Selbsterkenntnis paart.

Auch beim einsamen Verfassen der Gedanken am Schreibtisch kann eine solche Zwiesprache entstehen, dann nämlich, wenn das Papier zu einem vorgestellten Gegenüber wird, zu einer Projektionsfläche, die uns den Spiegel vorhält und Wort für Wort vorführt, was als Gedankenfilm in unserem Kopf abläuft. Denn die Schriftzeichen, die auf dem Blatt allmählich Gestalt annehmen, bilden einen Widerpart, wie Kleist ihn im kongenialen Gesprächspartner sah, der ja seinerseits nur den Steigbügel hält, damit wir den schwarzen Schimmel unseres Denkens besteigen und in die Welt der Vorstellung reiten können. «Kunst ist – auf einem schwarzen Schimmel zu reiten», so lässt der bedeutende Schweizer Schriftsteller Gerhard Meier im Roman «Land der Winde» die Enkelin seiner Hauptfigur sagen, um dann beizufügen: «Ich habe Kindern immer geglaubt.» – Meiers Prosa hat etwas Handschriftliches an sich, auch da, wo sie auf der Schreibmaschine entstanden ist – und damit wäre gemeint: etwas Atmendes, das den Rhythmen des menschlichen Körpers nahekommt.

Ist bei Kleist also das menschliche Gegenüber die Instanz, die uns aus den gewohnten Bahnen unseres Erwägens und Erzählens in den Sattel einer grösseren Denkbewegung hebt, so sind wir einer solchen Nachhilfe beim einsamen Schreiben nur umso bedürftiger. Und tatsächlich finden wir die entsprechenden Helfershelfer in Gestalt der Schriftzeichen auf dem Papier: Sie geben den Einfällen Tiefe und Kontur, denn so aufs Blatt geworfen und veräusserlicht in der Schrift, werden sie zum Gegenstand der kritischen Betrachtung: Wir sehen unsere Ideen im Ornat der Sätze vor uns stehen als etwas in die Welt Hinausgeborenes. Sie haben den inneren Bezirk der Selbstverständigung verlassen, sind Teil der äusseren Realität geworden und lassen sich damit auch von uns, ihrem Urheber, gleichsam von aussen betrachten: Wir sehen einen Teil unserer selbst mit fremden Augen und begegnen uns in unserem Denken als Gegenüber auf dem Papier – hier nicken wir, dort schütteln wir den Kopf, und die Arbeit der Revision beginnt: Wir streichen und überschreiben, fügen ein oder stellen um. Der Text wandelt und entwickelt sich unter der arbeitenden Feder.

Das atmende Schreiben

Peter Handke, einer der grossen Autoren der Gegenwart, hat einmal sinngemäss erklärt, dass er beschwingt eigentlich nur im Freien draussen schreiben könne, unter einem Baum, Wind und Wetter ausgesetzt, demjenigen also, was das zusammengesetzte Wort Atmosphäre in seinem ursprünglichen Sinn meint: Die griechischen Begriffe atmós, Dampf, Dunst, Hauch, und sphaira, Kugel, vereinend, bezeichnet es zuerst die gasförmige Hülle um einen Himmelskörper, in der Zweitbedeutung aber die Stimmung, dasjenige also, «was in der Luft liegt». Jeder Künstler spürt davon einen Widerhall in seinem Innern, und daraus formt er sein Werk.

Ein solches atmendes Schreiben, wie es bei Peter Handke anklingt, ist wohl das Ziel eines jeden Autors, der in seinen Werken mehr in Worte fassen will als jenes dürre Gerüst von Welt, das mit der blossen Nennung von Fakten und Begebenheiten zum Ausdruck kommt. Was aber tut ein Dichter dieser Prägung anderes, als in die Atmosphäre hinauszuhorchen, ins Stimmengewirr zwischen Himmel und Erde, in die Stimmung jenes grossen, unsichtbaren Saiteninstruments, das die Menschen im Verband bilden, wenn sie auf der Erde durcheinandergehen, abgesondert oder einander zugewandt, schweigend oder ins Gespräch vertieft? Was tut er anderes, als diesen Stimmen ein Ohr zu leihen und Gehör zu verschaffen, indem er sie auf dem Papier zu bannen versucht, ihnen Namen gibt, Gestalt, Sprache und Tonfall?

Wer etwas solcherart mit Eigenleben Aus- gestattetes festhalten will, den wird jener Dampf und Dunst nicht gleichgültig lassen, von dem die atmós-sphaira, die Atemkugel, um ihn lebt, denn etwas von diesem Hauch muss sich auch auf seinem Papier niederschlagen, wenn von Belang sein soll, was er da schreibend zu fassen versucht. Über seinen Blättern brütend wie der Geist über dem Wasser, so stelle ich mir den Dichter gemäss Handke vor. Prüfend betrachtet er sein Werk, und während über ihm der Wind, dieser alte Nomade, stimmen- imitierend durchs Geäst zieht, gleicht der Schreibende einem schwitzenden Gott im Gartenstuhl, verschanzt hinter weltvergessenen Mienen, ein Getriebener, der aber doch auch in der Abendstimmung ruht, in den Blauräumen der hereinbrechenden Nacht, die ihn unters Dach zu seinen Lampen scheuchen will.

Nun kommt aber beim atmenden Schreiben dieser Art zu den atmosphärischen Anteilen (dem griechischen Pneuma als «göttlicher Inspiration») noch etwas Weiteres hinzu, was wir ganz selbstverständlich mit dem Ein und Aus der Atemzüge verbinden: der Rhythmus. Bei der Gestaltung eines Textes ist er von zentraler Bedeutung, denn er prägt zugleich den Anblick und die Musikalität, Klang- wie Schriftbild der Sprache. Die rhythmische Gestaltung eines Textes, dies wissen wir von unseren frühesten schulischen Schreibanlässen, wird massgeblich vom praktischen Schreibwerkzeug geprägt. War bei Kleist die Verfertigung des Gedankens beim Reden eine Frage der Art und Weise, wie die Gedanken hin- und herwechseln zwischen den Partnern, so lebt der Atem von Geschriebenem davon, wie die Einfälle zwischen dem Kopf des Verfassers und dem Papier, auf dem sie Gestalt annehmen, zirkulieren können: in welchem Rhythmus von innen und aussen, in welchem Wechselspiel.

Das Zeichen als körperliche Spur

Peter Handke schreibt noch immer und bis heute von Hand. Wer seine Bücher verlegen will, muss das Manuskript bei ihm zu Hause abholen. Dann wird er die Handschrift Wort für Wort ins digitale Zeitalter übersetzen müssen – und für die Buchgestalter wird es eine besondere Aufgabe sein, den Geist dieser im Rhythmus des körperlichen Schreibens gefüllten Seiten in den Satzspiegel des Drucks herüberzuretten.

Mit seinem ins Schwärmerische hinüberspielenden Widerspruchsgeist ist Peter Handke nicht allein. Viele haben es ihm gleichgetan, noch ehe das Google-Zeitalter ausgerufen war, haben den Bleistift und die Füllfeder zu preisen begonnen, den abgenagten Stummel mit der Radiergummikappe, Tinte und Fass, die Tusche, das mit dem Messer zugespitzte Zimmermannsblei, das man sich in der Abgeschiedenheit der Textwerkstatt hinters Ohr steckt. In einer Epoche der beliebigen Abrufbarkeit von Wissen, der scheinbar widerstandslosen technischen Reproduzierbarkeit sämtlicher Geistesmittel, ist ihnen das Handwerkliche des Schreibens wieder wichtig geworden, als Kontrapunkt. Wo der Bildschirm geruchlose, ins Einheitskleid der Normschrift gesteckte Textmassen zeigt, sterilen Blocksatz und ein makelloses Schriftbild, beginnen wir das Zeichen als körperliche Spur eines geistig zurückgelegten Weges zu vermissen, das Schlachtfeld der Korrektur womöglich, das Vorwärtstasten von Version zu Version, dieses Sinnbild eines allmählich fortschreitenden Gedankengangs, den man mit den Jahren des Schreibens durchaus wörtlich zu nehmen beginnt: Als Gang der Gedanken durch einen Kopf, aber auch als Gang eines Menschen durch die Möglichkeitsräume

seiner Vorstellungskraft.

Wer in den Literaturarchiven die Nachlässe von Schriftstellern sichtet, die noch physisch geschrieben haben, ihre Zettelkästen etwa, die das allmähliche Begreiflich- und Begrifflichwerden von Welt in der Schrift sichtbar machen, der hofft, dass dieses Arbeiten in Anläufen und Fassungen nicht bald schon Geschichte sein wird, weil die verschiedenen Werkstadien künftig im Orkus der Speichersysteme und Festplatten verschwinden. Denn der Duft von Papier und das handfest von Zeichen zu Zeichen Hergestellte der Schrift stehen körperlich für eine Form literarischer Verdichtung ein, die auch Suchbewegungen kennt, Fehlversuche, die Notwendigkeit des Überschreibens, nochmaligen Bedenkens und Zurückkommens, Irrtümer der Konzeption und Holzwege des Erzählens. Die trügerische Makellosigkeit hingegen, die uns von den Bildschirmen her entgegenlächelt, gaukelt dem Schreiber vor, sein Text sei vollendet, lange bevor er jene Endform erreicht hat, mit der sich auch der selbstkritische Autor zufriedengeben kann.

Vor vielen Jahren, als die Flüssigkristallbildschirme neu waren und die Euphorie darüber noch jung, sang ein befreundeter Autor mir bereits das Loblied auf die Handschriftlichkeit: Klaus Merz, der Lakoniker aus dem Aargauer Wynental. Um seine Worte zu untermauern, griff er in die Brusttasche und zog ein Zigarettenetui heraus. Darin, so bestätigte seine Frau, gebe es stets ein paar leere Zettel, schützend über die Räucherware gelegt. Ich durfte sie anheben. Darunter entdeckte ich im Spalier der Zigaretten, als Notnagel des Dichters gewissermassen, einen fettglänzenden Bleistiftstummel mit aufgesteckter Radiergummikappe, einer roten Mitra, die jedes grafitschwarze Versehen wieder vom Blatt würde entfernen können …

Buchstabenereignisse

Als Schriftsteller, der seit 25 Jahren schreibt, aber erst seit sieben Jahren regelmässig publiziert, habe ich viel Zeit damit verbracht, in der Zurückgezogenheit meines Arbeitszimmers die Feder dabei zu betrachten, wie sie ihre wunderlichen Fährten durch die Prärie der Papiere zieht. Hier ihrem Eigensinn Folge leistend und dort Einspruch erhebend, gab ich ihr Auslauf, wie man an der genau bemessenen Leine einem Hund Auslauf gibt, dessen Launen man mit den Jahren gelernt hat einzuschätzen. Wenn ich mich aber frage, welches die Erinnerung sei, die heute beim Anblick meiner eilenden Feder als erste in mir aufsteigt, so liegt sie viel weiter zurück als jede literarische Tätigkeit – in den ersten schulischen Eindrücken meiner Kinderjahre. Ich sitze im Frühling des Jahres 1973 in einem Klassenzimmer und male sinnferne Buchstabenreihen in ein liniertes Heft, dreissig Mal «e», dreissig Mal «f», etwas später in der feinsten Manier konkreter Poesie zwanzig Mal das Wort «zwanzig». Ausserdem begegnet mir als eines der unvergesslichen Buchstabenereignisse der frühen Zeit das Wort «Schnee». Die Schriftzeichen sind gross, schmiedeeisern geschwungen wie die Fenstergitter alter Villen: dramatische Inszenierungen des Strichs auf dem Papier, das hiermit zur Bühne wird, während mein Auge in der Anstrengung mühsamen Kritzelns näher und näher rückt.

Meine ersten Schreiberlebnisse sind Schönschreibübungen: Sie wollen keinen Sinn, sie wollen Form und Aneignung. Linientreue ist ihr Ziel, das Unbändige ihr Feind. Meine Lehrerin, diese sanftmütige junge Frau, muss meinetwegen in die Rolle der Dompteurin schlüpfen, muss Strafen ersinnen, um meine ungebärdige Hand zu zähmen, ihre fahrige Motorik zu verfeinern, ihre Ausbruchslust zu dämpfen. Doch all diese Zurichtungen können nichts daran ändern, dass Buchstaben als Schriftzeichen nunmehr etwas Magisches für mich sind. Ich ahne, dass man durch die Wortbilder auf eine Hinterseite des Blattes steigen kann, wo alles verwandelt ist – und doch verwandt mit dem, was man kennt. Mein Blick folgt gebannt den Schleifen und Schwüngen der Feder. Sie werden zu Lebenslinien auf einem grossen Plan, der sich mir erstmals auftut: Um nichts Geringeres als Scheitern und Glücken, ahne ich, Gedeih und Verderb geht es hier, Zeichen für Zeichen …

Man hört, Schönschreiben als schulisches Fach habe ausgedient. Was sagt uns dies? In manchen Zusammenhängen unseres tätigen Lebens haben wir verlernt, auf die Form zu achten. Nüchternheit ist angesagt, Stilnoten sind abgeschafft, es gibt es keinen Schönheitspreis mehr zu gewinnen, nur noch Inhalte zählen. Was aber bedeutet es, wenn das Formbewusstsein zunehmend aus unseren Erledigungen – dem Pflichtteil unseres Tuns – in die Kür sonntäglicher Flugübungen wegverbannt ist? Wenn unsere Feder der Kufe eines Eistänzers gleicht, der im Rahmen seines Tagwerks ein Schnellläufer sein muss und erst am Feierabend, nach Erledigung der Pflicht, seine Kunstfiguren aufs Eis zaubern darf?

Aber ist dies auch wahr? Sind in einer Zeit, die eine Renaissance der kirchlichen Heirat, der handgefertigten Schuhe und des Ein-Gang-Fahrrads mit Rücktritt kennt, Stilfragen tatsächlich auf dem Rückzug? Ist nur ein Nostalgiker, wer heute von Hand schreibt, niemals die Anrede weglässt und auf korrekte Orthografie Wert legt? Vielleicht ist dieser Typus seiner Zeit eher voraus. Eines aber ist gewiss: Der Reiz des Charaktervoll-Handschriftlichen wird uns durch alle Anfechtungen der Rationalisierung hindurch erhalten bleiben – gerade in Zeiten der elektronischen Signatur und des digitalen Wasserzeichens. Je anonymer und funktioneller unsere Tagesumgebung sich präsentiert, desto höher werden wir das Individuelle wieder gewichten als eine Nachtseite der Existenz, die paradoxerweise als Lichtbringer fungiert, besonders dort, wo das persönlich Geprägte sich nicht auf die blosse Unterschrift beschränkt, mit der das Zustandekommen eines Vertrages besiegelt wird – dort vielmehr, wo die Handschriftlichkeit eine Art der Zuwendung verkörpert, mit der das Individuum die Unverwechselbarkeit eines jeden Augenblicks würdigend in den Raum stellt: Indem es sich mit seiner ganzen Persönlichkeit in die Waagschale der Aufmerksamkeit legt.